Freitag, 29. Mai 2015

Goodybe seems to be the hardest word.


Wir rollen langsam voran. Dann kann ich das laute Geräusch der startenden Maschinen hören, der Druck presst mich in den Sitz und in dem Moment, in dem mein Bauch einen Satz macht und wir abheben, laufen mir schon wieder die Tränen über die Wangen. Ich bin froh, dass ich nicht am Fenster sitze. Ich bin froh, dass ich Cape Town unter mir nicht kleiner werden sehe. Und ich bin froh, dass die Passagiere alle mit sich selbst beschäftigt sind und keiner mitbekommt, dass sich all die Abschiede noch mal in meinem Kopf wiederholen.

Nach dem Morgenkaffee der Abschied von etwas, das eine Beziehung hätte werden können - oder auch nicht. Verlegen. Verkrampft. Worte liegen mir auf dem Herzen, aber schaffen es nicht über meine Zunge. Alles was bleibt ist ein letztes Mal festhalten, ein letztes Mal tief den Duft einatmen - und gehen. Die Frage nach einer Zukunft stellt sich nicht mehr. Dann das Brennen in den Augen zurück halten und das Kribbeln auf den Lippen von der letzten Berührung in heißem Kaffee ertränken. 

Von Camps Bay nach Muizenberg. Abschied von meiner Wohnung. Unwillkommen fühlt man sich, alles leer. Es riecht abgestanden, als wäre ich schon lang nicht mehr hier. Auf dem Küchentisch liegt ein Brief. "An Kathi". Ich stecke ihn ein, in die Jackentasche, zu meinem schweren Herzen und fahre los zum Flughafen. Ein letztes Mal M5, ein letztes Mal Tafelberg, ein letztes Mal das Meer sehen. 

Check-In. Und dann stehen sie da: Meine Mitbewohner! Ich bekomme eine Ehrenfahrt auf dem Gepäcktrolly zum nächsten gemeinsamen Mittagessen. Kann nichts essen und muss lachen und weinen. So viele gemeinsame Erinnerungen. So viele gemeinsame Momente. Alles nochmal aufgerollt, aufgewärmt. Für mich, zum mitnehmen.

Dann zum Gate. Passkontrolle. Ein letztes Mal winken und meine Zeit in Kapstadt ist vorbei.
Und jetzt sitze ich auf 24F und das Land, das sich in den letzten Wochen immer mehr wie Zuhause angefühlt hat, wird unter mir immer kleiner und kleiner und fühle mich so heimatlos und verlassen, wie schon lange nicht mehr.
Und alles, was ich sagen kann ist: Tot siens, Südafrika. Auf bald. Hoffentlich.

8 Kommentare:

  1. Die Zeit ist ja unfassbar schnell vergangen :( Schade, ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen. All die schönen Erfahrungen sind SO wertvoll und wenn dich die Sehnsucht wieder packt, kannste ja ausgiebig in deinen alten Südafrika-Posts schwelgen. Hoffe, dass du in jeder Hinsicht gut in Good Old Germany angekommen bist, auch wenn sich's bestimmt erst mal ungewohnt anfühlt.

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    1. Jaaa, die Zeit ging soooo schnell rum! Unglaublich, ich fühl mich, als wäre ich grade erst hin geflogen. Aber ich werde auf jeden Fall schwelgen und vielleicht stimmt's ja echt, dass man sich immer zwei Mal sieht im Leben :)
      Haha und was Deutschland angeht: Der Kulturschock war schon am Flughafen perfekt, als mich die typische deutsche Griesgrämigkeit liebevoll umhüllt hat :D

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  2. Abschied ist immer schwierig, vor allem wenn man sich so eingefunden und eingelebt hat. Wenn man so viel erlebt hat, dass man sich eigentlich gar nicht vorstellen kann, dass man nur zum Reisen oder Besuchen an einem Ort ist.. aber man kann ja glücklicherweise immer zurückkommen :)

    Ja, genau - Nürnberg :) Ich schätze aber, dass ich nicht wirklich dazu kommen werde mal vom Geländer runter zu gehen. Ist ja immer was zu tun, zu sehen und ich freu mich auch mal wieder Zeit mit meinen Freunden aus der Heimat zu verbringen. Aber vielen Dank :) Wenn ich mal wieder da bin, nehme ich das Angebot gerne an!

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    1. Ja, da hast du Recht. Zurück zu kommen ist heutzutage ja gar nicht mehr so schwer. Und für ein paar Jahre im Ausland zu arbeiten ist eigentlich auch immer und überall möglich - ich hatte ja gar nicht für möglich gehalten, mal einen Ort zu finden, der mir SO gut gefällt. Bin ja schon so ein Ur-Franke und eigentlich total heimatverbunden :D

      Na klar, das ist doch auch die perfekte Gelegenheit, endlich mal wieder Zeit mit den Besten zu verbringen :) Und vielleicht komm ich ja auch mal nach HH hoch :)

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  3. Oh, wie schön du die letzten Momente beschrieben hast! Wir haben beide als Abschluss "Bis Bald" auf Afrikaans an Südafrika geschrieben, das finde ich irgendwie toll. Ich hoffe für dich und mich, dass es uns in naher Zukunft wieder dorthin verschlägt und wünsche dir einen schönen Abend :)

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    1. Ja, das ist mir auch direkt aufgefallen, als ich deinen Artikel gelesen hab! Ich drück uns beiden die Daumen, dass wir bald wieder in ein Flugzeug Richtung Kapstadt steigen dürfen - tot siens heißt ja schließlich auch "Bis wir uns das nächste Mal sehen" :)

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  4. So schön Kathi! So schön geschrieben. *schnüff*
    Ich habe selbst nach meinen kurzen 10 Wochen Südamerikareise eine Weile gebraucht, um wieder in Berlin anzukommen, obwohl ich damit gar nicht gerechnet habe, denn ich liebe mein Zuhause und den Mann. Und dennoch war dieses seltsame Gefühl da und hat mich schwer irritiert (ich hab das übrigens noch keinem erzählt, schon gar nicht dem Mann, der eventuell etwas traurig gewesen wäre, wenn ich nicht Luftsprünge bei unserem Wiedersehen gemacht hätte ;). Also: Gib Dir Zeit und sei geduldig. :)
    Netterweise kommt ja auch jetzt der Sommer.
    Danke übrigens auch für Deinen Township-Artikel, ich schreibe gerade an meinem und es ist immer gut, wenn man auch die Erfahrungen anderer verlinken kann.
    LG und willkommen daheim
    /inka

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    1. Ach, danke dir, meine Liebe! Ich freue mich immer riesig, wenn ich einen Kommentar von dir lese :) Und: Ich bin auch ein bisschen froh, dass ich nicht die einzige "Verrückte" bin, die manchmal wenn sie unterwegs ist, gar nicht mehr unbedingt nach Hause will. Klar ist es daheim schön, aber anderswo schon irgendwie auch ;)
      Außerdem freut es mich, dass dir mein Township-Artikel gefallen hat und ich bin schon sehr gespannt, deinen zu lesen und verlinke ihn auch gerne bei mir auf dem Blog. Ich find es immer wichtig, die beiden Seiten von einem Land zu beleuchten.
      Alles Liebe,
      Kathi

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